Ein Beitrag von Jürgen Webermann vom 17.09.2000 gefunden auf www.radio.cz
Sie nennen sich Schlaraffen, haben Sinn für Humor, geben sich entsprechend phantasievolle Namen und pflegen die Tradition. Sie bilden einen mittlerweile 141 Jahre alten Männerbund, dessen 14.000 Mitglieder auf allen Kontinenten der Welt vertreten sind. Was sie verbindet, ist die gemeinsame deutsche Sprache - und der Ursprung der Gruppe: Prag. Doch nach jahrzehntelangem Verbot unter den Nazis und den Kommunisten ist die "Schlaraffia" ausgerechnet in ihrer Gründerstadt kaum noch vertreten. Jürgen Webermann hat den letzten Schlaraffen Prags besucht:
Herzog Wenzel der Dritte spricht klar und weise, heißt es. Man nennt ihn auch die "Prager Fundgrube". Das alles steht in seinem Pass. Nicht dem tschechischen natürlich, aber dem mit der Eule drauf. Der Vogel, Wahrzeichen aller Schlaraffen, ziert das Dokument, das alle Mitglieder ausweist, ob sie nun "Gedanius mit dem Düsen-Trieb", "Silentro der Unbeirrbare" oder "Verreist der Kosmopolit" heißen. Jaroslav Charvat, pensionierter Jurist, ist eines dieser merkwürdigen Mitglieder, und ein ganz spezielles dazu. Er ist der letzte Schlaraffe aus der "Allmutter Prag", der Stadt, wo die Schlaraffia ihren Ursprung hat. Doch - was ist die "Schlaraffia" überhaupt und worum geht es?